Tag des offenen Denkmals 2025: Hochbunker Irisweg
Am diesjährigen Tag des offenen Denkmals am Sonntag den 14.9.2025 werden Führungen im Hochbunker Irisweg in Karlsruhe angeboten werden.
Wer den Bunker zuvor schon sehen möchte, schreibt bitte ins Kontaktformular.
Patrice Wijnands - VEWA e.V.
![DSC03027.JPG]()
![DSC03091.JPG]()
Befestigte Keller
Besonders in der "Oberrheinstellung" sind in den "Stellungskarten" der Befestigungsatlanten (BAMA 932-9 KART, NARA) Bunker eingetragen, die den Vermerk "Keller" oder "Zollhaus" tragen. Oftmals mit der Symbolik eines "MG-(Doppel)-Schartenstandes", also mit ein oder zwei Scharten für ein Maschinengewehr. Es handelt sich um "MG-Kampfräume", die in bestehende oder neu errichtete Häuser eingebaut wurden. Diese Mischung aus ziviler und militärischer Infrastruktur könnte man als Merkmal eines totalitären und militaristisch eingestellten Staates ansehen.
Das Besondere: Während die Mehrzahl der Westwallbunker gesprengt und beseitigt wurde, blieben diese Häuser mit ihren Kellern intakt. Oftmals mit ihren Türen und Panzerplatten, manchmal sogar mit weiterer technischer Einrichtung. Das verleiht diesen Räumen einen hohen Grad an Authentizität. In diesen Räumen kann man sich vorstellen und viel leichter erklären, wie "Bunker" in den damaligen Vorkriegsjahren aussahen, wie diese theoretisch hätten "funktionieren" sollen und welche desaströse Konsequenzen Kampfhandlungen innerhalb von Ortschaften sowohl für die beteiligten Soldaten als auch (und noch viel mehr) für Bewohner und Nachbarn gehabt hätten.
Das strategische Konzept dieser Keller ist nicht eindeutig geklärt. Der Bau und Bezuschussung solcher Anlagen regelten die "Schutzbestimmungen" vom 4.5.1937 (vergl. GROSS 1982 nach BAMA RH19 III/21), womit der Einbau von MG-Kampfräumen in zivilen Gebäuden ermöglicht wurde, und scheinbar in einigen Fällen zu wenig sinnvollen "Gelegenheitsbauten" weit hinter der befestigten Zone führte. Jedoch gibt es gerade in der Oberrheinstellung eine Häufung von "Zollhäusern", sowohl bereits bestehende als auch Neubauten, worin ein MG-Kampfraum gezielt auf die von Westen, Süden oder Norden in eine Ortschaft führende Straße eingerichtet wurde. Ihre Widerstandsklasse überschreitet mit 60 cm Wandstärke und einer 25 oder 30 mm starken Panzerplatte nicht die "Baustärke C", also taktisch nur für einen vorübergehenden Zweck. Man könnte annehmen, dass die Befestigten Keller in der Oberrheinstellung eine Rolle in der Kontrolle von Straßen und Ortschaften zwischen und landeinwärts von Brückenköpfen innehatten, also in den ersten Stunden und Tagen eines Rheinübergangs, worin kleine, leicht bewaffnete französische Verbände versuchen könnten, eine feste Brücke von der badischen Seite her einzunehmen.
Der heutige Umgang mit diesen Räumen als Bestandteile des Kulturdenkmals "Westbefestigungen" ist nicht klar definiert, weil damit die Unterschutzstellung des gesamten Gebäudes vonnöten wäre, was in den meisten Fällen nicht das gewünschte, schützende Instrument darstellt. Dennoch wäre eine Form von Denkmalschutz für diese Räume wünschenswert. Für die Eigentümer wäre damit die steuerliche Absetzbarkeit von Erhaltungsmaßnahmen von Vorteil.
Bislang wurden diese Keller vor allem in der "Oberrheinstellung" angetroffen, aber vereinzelt auch in Rheinland-Pfalz und NRW, und wahrscheinlich gibt es sie auch im Saarland. Auch in der Bayerisch-Tschechischen Grenzstellung sind Exemplare bekannt.
Technisch wurden die Entwürfe denen der Westwallbunker stark angelehnt, jedoch sieht man den Kellern die Improvisation an. Das schlägt sich auch in den verwendeten Türen und Panzerplatten nieder.
Es gibt zum Beispiel Fälle, worin Gasschutzflügeltüren Typ 19P7 eingebaut wurden, wie man sie auch von Westwallbunkern kennt:
![Befestigter_Keller_Tür_19P7.jpg]()
|
![Befestigter Keller Tür 19P7 2]() |
Jedoch die typologische Bezeichnung für diese Gasschutzflügeltür ist unbekannt, und wird erstmal als Bauteil [457] aufgenommen:
![Befestigter_Keller_Tür_Bauteil_457.JPG]()
|
Auch die typologische Bezeichnung für diese Gasschutzflügeltür ist nicht bekannt und wird erstmal als Bauteil [458] aufgenommen:
![Befestigter_Keller_Tür_Bauteil_458.jpg]()
|
Einen Raumlüfter, wie dieser HES 1,2 gibt es nur selten. Ohnehin passt zum provisorischen Charakter und vorübergehender taktischer Aufgabe, dass es auch nur selten eine (Gas-) Schleuse gibt und Schutz vor Giftgasangriffen in der Regel nicht gegeben ist.
![Befestigter_Keller_Lüfter_HES_1-2.JPG]()
|
Keller können Kellerfenster haben, und die wurden mit speziellen Fensterläden aus Stahl geschlossen. Auch deren Typenbezeichnung ist unbekannt, deshalb werden diese als Bauteil [456] gelistet:
![Befestigter_Keller_Fensterladen_2.jpg]()
|
![Befestigter_Keller_Fensterladen_3.jpg]() |
Beiderseits von solchen Fenstern kann es eine Aussparung mit einer Halterung für einen zusätzlichen Balken geben. Damit wurden die beiden Fensterläden zusätzlich gegen Sprengdruck gefestigt, weil die Scharniere nach innen öffnen:
![Befestigter_Keller_Fensterladen_6.jpg]()
|
![Befestigter_Keller_Fensterladen_Bauteil_456_2.jpg]()
|
![Befestigter_Keller_Fensterladen_Bauteil_456.jpg]()
|
MG-Scharten von wahrscheinlich etwas später (~1938/39) in einem Keller eingebauten MG-Kampfräumen zeigen eine relativ einfache Stufenscharte vor einer "Stahlschartenplatte für MG" Typ 422P01, deren Sehschlitz abgeschnitten wurde. Damit war eine Verwendung für ein "schweres MG" (also mit Feuerleitung gegen entfernte Ziele) kaum möglich, sondern höchstens für ein "leichtes MG" (das gleiche Gerät, aber beschränkt auf den Nahbereich). Außenseitig wurde die Scharte mit einem tarnenden Fensterladen aus Holz versteckt, wofür die Angel und Verschlüsse noch vorhanden sind:
![Befestigter_Keller_MG-Scharte.jpg]()
Man beachte die entgegesetzte vertikale Lage der Scharnierzapfen, die das einfache Ausheben der Fensterläden verhindert hat.
|
![Befestigter_Keller_MG-Scharte_3.jpg]()
|
Die etwas früher entstandene MG-Kampfräume in einem Keller (~1937) zeigen deutlich komplexere Scharten, bei denen eine Nebenscharte für den Sehschlitz der "Stahlschartenplatte für MG" Typ 403P9 vorhanden ist. Das hatte den Anspruch, ein "schweres MG" (das alte klassische MG 08/15) auf einem Schießtisch aufzustellen und mit drei Personen zu bedienen, wovon eine die Feuerleitung durch den Sehschlitz übernimmt:
![Befestigter_Keller_MG-Scharte_mit_Sehschlitz_2.jpg]()
|
In diesem Fall war der Keller so tief angeordnet, dass die Schartenstufen statt nach oben, hier teilweise nach unten führen und die Nebenscharte für den Sehschlitz sehr niedrig ausfällt. Das zeigt, wie von Normen Abstand genommen und improvisiert wurde:
![Befestigter_Keller_MG-Scharte_mit_Sehschlitz.jpg]()
|
Die Innenseite einer MG-Scharte in einem gar nicht so typischen MG-Kampfraum: Hier ist nicht nur die "ältere" MG-Stahlschartenplatte Typ 403P9 noch intakt vorhanden, sondern davor hängt noch ein Schießtisch aus Holz (!). Die Schiene in der Mitte diente zur Aufnahme einer Lafette, worauf das eigentliche Maschinengewehr aufgebaut wurde. Die beiden Leisten auf der Tischplatte dienten der seitlichen Fixierung:
![Befestigter_Keller_Stahlschartenplatte_für_MG_403P9.JPG]()
|
Hier noch mal eine MG-Stahlschartenplatte Typ 403P9: Die Beschriftung über dem Sehschlitz soll verhindern, dass durch Nachlässigkeit Licht aus Scharten austritt, damit den Standort verrät und die Scharte ein direktes Ziel für den Gegner wird. Beide Öffnungen, links der Sehschlitz, rechts für den Lauf des Maschinengewehrs, sind mit einer verschiebbaren Stahlplatte, dem "Schartenschieber", geschlossen. Diese lassen sich in geschlossener Endstellung gegen das Verschieben verriegeln, erkennbar an der Stellung des drehbaren Handgriffes der MG-Scharten-Abdeckung und der damit betätigten beiden vertikalen Riegel. Dem gleichen Zweck dienen die beiden runden Knöpfe am Sehschlitz.
![Befestigter_Keller_Stahlschartenplatte_für_MG_403P9_2.JPG]()
|
Die "Befestigten Keller" sind zweifellos aussagekräftige Bestandteile der NS-Epoche, deren Authentizität am Geschichtsbewusstsein von Bewohnern, Anwohnern, Schulkindern und Dorfgemeinschaft beitragen kann: Der Zweite Weltkrieg hat auch in Ihrer und in Deiner Nachbarschaft Spuren hinterlassen die Anlass geben können, Fragen zu stellen.
Patrice Wijnands & Sami Stiefvater - VEWA e.V.
Das Luftschutzbunker-Kabinett
![6516_Objekt_23862_Hochbunker_Ansicht_von_W_Tachymeter_3D-Modell_Bild_2017.jpg]()
Große Hoch- oder Tiefbunker dokumentieren und diese dabei vermessen sind immer herausforderdernde, zeitintensive "Großprojekte". Es braucht dafür erfahrene Helfer, oftmals einen Tachymeter, der uns freundlicherweise die Hochschule Karlsruhe ausleiht (ein Leica Builder 509) und die kompetente 3D-CAD-Software GStarCAD.
In einem 2017 gestarteten Kooperationsprojekt zwischen dem VEWA e.V. und dem Arbeitskreis Bunkermuseum Ludwigshafen e.V. wurden die dortigen Hochbunker inventarisiert, kartiert und aktuell nach und nach dokumentiert.
Diese Seite vermittelt einen Eindruck von Modellen aus Rheinland-Pfalz, dem Saarland und Baden-Württemberg.
Alle Bilder dieser Seite: (c) Patrice Wijnands - VEWA e.V.
1) Das erste größere Projekt war 2013 dieser Tiefbunker, der zwar in einem Tag vermessen wurde, aber wo auch schnell klar wurde, dass das schneller und effizienter gehen muss. Damals nutzte ich noch DraftSight, womit zwar 3D möglich, aber umständlich war.
![6517 Objekt 14941]()
2) 2017 stand dieser Hochbunker an, wofür allein durch seine schiere Größe mehrere Vermessungs- und Ergänzungstermine notwendig waren. Verwendet wurden (lange) Maßbänder, Meterstäbe und ein Laserentfernungsmesser. Alles wurde anfangs noch auf Papier skizziert und aufgeschrieben, was zwar seinen eigenen Charme hat, aber langsam ist und bei der Auswertung zusätzlich viel Zeit zur Digitalisierung braucht. Das Modell war erst zwei Jahre später vollständig.
![6516_Objekt_17344.png]()
3) Kaum war dieses Projekt endlich fertig, folgte Anfang 2020 dieses, etwas kleiner, mit vielen Helfern, einem Laserentfernungsmesser und einem Tablet mit einer CAD-App. So entstand das digitale Modell gleich vor Ort. Ein paar Monate später wurden mit einem Tachymeter noch Ergänzungen gemessen.
![6516_Objekt_10758_Hochbunker.png]()
4) Die Vermessung dieses wirklich sehr großen Hochbunkers brauchte mehrere Tage, aufgeteilt in zwei Teams. Zuvor wurde mit einem Tachymeter ein Basisnetz durch die Flure vermessen. Die so erhobene Punktwolke wurde vor Ort auf zwei Tablets kopiert und daran wurden dann die Polygone der Räume aufgehängt.
![6516_Objekt_23862_Hochbunker_Zusammenbau_Modelle.png]()
Auch die Außenseite wurde erst mit dem Tachymeter soweit als möglich erfasst und anschließend und in einem zweiten Durchgang ein paar Wochen später im Detail vermessen. Das ermöglichte auch den raschen Aufbau eines 3D-Modells.
![6516_Objekt_23862_Hochbunker_Transparent_W.png]()
Die eigentliche Modellierung ging danach, stark begünstigt durch die Verwendung von GStarCAD, sehr schnell. Man muss sich aber immer gut überlegen, was man mit dem Modell erreichen will und wie man es dafür darstellt. In diesem Fall wurden die Außenseiten und Decke vorerst aus 3D-Flächen aufgebaut.
![6516_Objekt_23862_Hochbunker_Aussen_NW.png]()
5) In dieses Modell, das ein paar Monate später vermessen wurde, flossen die gemachten Erfahrungen ein, damit gleich von Anfang an die Modellierung als Solids (3D-Körper) möglich war.
![6516_Objekt_80883_Hochbunker.png]()
Das Modell entstand so in wenigen Tagen (Abenden...) danach.
![6516_Objekt_80883_Hochbunker_3D.png]()
6) Ein paar Monate später ergab sich die Möglichkeit einen weiteren Reichsbahnbunker aufzunehmen. Da das vorige Projekt für einen solchen Bunker noch auf Papier vermessen wurde und Monate brauchte bis zur Fertigstellung, ging das jetzt, mit einem Tachymeter, zwei Laserentfernungsmessern und Tablets und einer potenten 3D-Software, alles sehr schnell.
![6516_Objekt_80910_EG_3D.png]()
![6516_Objekt_80910_3D.png]()
7) Es gibt auch sowas wie Luftschutzstollen. Die weisen eine ganze eigene Formsprache und Typologie auf. Wenn man darin Stollenprofile darstellen oder Einblick in die Stollen geben will, muss man diese "aufschneiden" und "Lichtquellen" an geeigneten Stellen definieren.
![7717_Objekt_7842_LS-Stollen.png]()
8) Es gibt aber auch kleinere Projekte, die mit den gemachten Erfahrungen schnell und effizient vermessen und modelliert wurden, wie dieser kleine Brandwachenstand.
![6620_Objekt_25678_Brandwache.png]()
9) Das Modell der vorigen und der nachfolgenden Brandwache haben gemeinsam, dass das 3D-Modell dazu dienen soll, die Struktur über Grundriss, Schnitte und Bilder hinaus verständlich darzustellen. Das gelingt selten mit einer Abbildung allein, sondern braucht mehrere oder idealerweise das 3D-Modell selbst.
![8411_Objekt_26052_Brandwache.png]()
Patrice Wijnands - VEWA e.V.