Verkehrssicherungsmaßnamen im Vergleich

 Welche Möglichkeiten gibt es, um Bunker oder Bunkerruinen zu sichern, und welche Vor- und Nachteile haben diese?

 

Tabelle 1: "Klassische" Verkehrssicherungsmaßnahmen:

Maßnahme Nachteile Vorteile Anmerkungen Beurteilung
(Total-oder Teil-) Abbruch/Zerkleinerung und Übererdung

Teuer

Totalverlust
- der historischen Bausubstanz,
- des (Trittstein-) Biotops,
- von Identität stiftendes Landschaftselement.

Letztendlich nachhaltig im Sinne der Verkehrssicherung (aber nur dafür). Bis in den 90-ger Jahren das favorisierte Instrument zur Verkehrssicherung, seitdem nur noch in Ausnahmefällen wenn wirtschaftliche, politische oder private Argumente überwiegen.

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Übererdung - Historische Bausubstanz unsichtbar.
- Verlust des (Trittstein-) Biotops.
- Verlust von Identität stiftendes Landschaftselement.
- Nicht nachhaltig und nicht sicher, weil auf Dauer einspülend, wodurch Armierungseisen herausstehen, und Löcher und Spalten entstehen.
- Kann versteckte letale Gefahren entwickeln.
- Kann hohe Folgekosten nach sich ziehen, wenn nachträglich und wiederholt "saniert".
Billig, aber nur für ~ein Jahrzehnt. Hunderte übererdete Ruinen sind sowohl für die BImA (in NRW, Saarland, BaWü) als auch für die Stiftung "Grüner Wall im Westen – Mahnmal ehemaliger Westwall" (RLP) ein wachsendes Problem, weil diese im Stillen "versteckte Gefahren" entwickeln. o
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Stabgitterzaun/(Doppel-)Stabmattenzaun Teuer Sehr sicher, haltbar und rechtssicher. Eignet sich für Ruinen innerhalb Ortschaften oder bis in ~500m Entfernung der Bebauung. Da es solche Ruinen nur noch wenig gibt, kommt diese Maßnahme nur wenig vor.

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Maschendrahtzaun - Teuer
- Nur bedingt haltbar gegen Sturmbruch und Vandalismus.
- Braucht regelmäßiges Monitoring.
- Braucht wiederkehrende Reparaturen.
- Oft im Kombination mit Stacheldraht, der erheblich zu den Gefahren beiträgt, wenn der Zaun altert und teilweise niederliegt.
- Sicher und (angenommen) rechtssicher, wenn regelmäßig und nachweisbar geprüft und repariert. Wurde in den 70-/80-ger Jahren und in der Periode 2004-2014 als Alternative zu Abbruch oder Übererdung angewandt. In der Nähe von Ortschaften und Wanderwegen oft der Status quo und damit nicht per se falsch. Im Wald und an abseits gelegenen Standorten jedoch wenig sinnvoll, weil Defekte sehr wahrscheinlich auftreten und lange nicht bemerkt werden.
Wird heute nur in Ausnahmefällen neu gebaut.
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Wildzaun/Knotengeflechtzaun/Knotengitterzaun
(Metall, ~200 cm hoch)
- Das Knotengeflecht (Wickelknoten) kann für kleinere Fellträger, wie Marder, Eichhörnchen oder Wildkatze(njunge) gefährlich sein, wenn sich deren Fell (z.B. an der Sehne) darin verheddert. Dieses Risiko lässt sich verringern, wenn die Zäune "auf dem Kopf" aufgehängt werden, damit die Maschen unten größer sind.
- Leicht zerstörbar.
- Wahrscheinlich wenig rechtssicher.

- Billig
- Schwer überkletterbar.
- Einfach zu reparieren.

Kommt in NRW und im Saarland öfters vor, also dort, wo viele Ruinen keinen Schutzstatus haben. Kann jedoch im Forstbereich ein Kompromiss sein, wenn keine andere Maßnahmen infrage kommen. o
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Niedriger Wildzaun
Knotengeflechtzaun/Knotengitterzaun/Schafsweidezaun
(Metall, ~120 cm hoch)

- Das Knotengeflecht führt zum gleichen Risiko wie beim Wildzaun.
- Wahrscheinlich wenig rechtssicher.
- Leicht überkletterbar.
- Oft im Kombination mit Stacheldraht, der erheblich zu den Gefahren beiträgt, wenn der Zaun altert und teilweise niederliegt.

- Billig
- Einfach zu reparieren.
- Erstaunlich haltbar, weil niedrig und einfach überkletterbar.
- Führt zu einer Abschirmung zwischen Weg und Ruine, hält auch Kinder auf.

Kommt im Bereich des Regierungspräsidiums Karlsruhe vor, worin bis in den 90-ger Jahren das Bundesvermögensamt Karlsruhe aktiv war.
Kann im Forstbereich ein Kompromiss sein, wenn keine andere Maßnahmen infrage kommen.
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Warnschild Auffällig und anziehend. Billig Sorgt scheinbar für eine vermeintliche Rechtssicherheit im Saarland und im Bereich des Regierungspräsidiums Karlsruhe, ist jedoch in der Praxis keine "Verkehrssicherung". o
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Fledermaustor/Vergitterung/Gittertür - Teuer
- Braucht Monitoring.
- Sicher und rechtssicher.
- Anfällig für Vandalismus und teuer in der Reparatur
Wird vor allem für die Eingänge zu "Minierten Anlagen" (Pfalz), Hohlganganlagen, Luftschutzanlagen und für erhaltene Bunker (Saarland) angewandt.
Vandalismus ist immer inakzeptabel und von Fledermauswinterquartieren erst recht.
Dennoch kann es vorbeugend wirken, wenn ein Ansprechpartner/Schlüsselinhaber kenntlich ist oder im Sommer das Tor zu manchen einsam gelegenen Anlagen nicht verschlossen wird.
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Tabelle 2: Alternative Verkehrssicherungsmaßnahmen:

 Maßnahme Nachteile  Vorteile Anmerkungen Beurteilung
Halboffene Zäune aller Art - Weiterhin teuer und nur bedingt haltbar wegen Windbruch, aber in reduzierter Form.
- Wenn schon alternativ, dennoch wenig ästhetisch.
- Billiger und haltbarer als geschlossene Zäune.
- Führt zu einer verlässlichen Abschirmung zwischen Weg und Ruine, hält auch Kinder auf, lässt aber den Zugang für Erwachsene und Wildtiere von der Rückseite zu.
- Bietet eine verlässliche Form einer abgestuften Sicherung vor versteckten Gefahren.
Kommt in experimenteller Form als niedriger, halboffener Maschendrahtzaun bei Karlsruhe vor und erfüllt seit 2015 seinen Zweck hervorragend. o
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Holzgatter/-Geländer

- Teuer
- Wenig haltbar.
- Viel Reparaturaufwand.

- Natürliches Material, kein Einbringen von ortsfremden Materialien.
- Ästhetisch ansprechend.
- Nicht als Absturzsicherung geeignet.

Wurde in Versuchsprojekten 2012-2015 angewandt, aber seitdem nicht mehr. o
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Stahlgeländer (verzinkt, Vierkantstahl) - Teuer
- Wirkt anziehend
- Nach Sturmbruch schwer zu reparieren 
- Wurde oft an Bauwerke selbst angebracht und verändert deren Aussehen erheblich.
- Wenn Baumpflege erfolgt, sehr nachhaltig, haltbar und langlebig.
- Sichere und rechtssichere Absturzsicherung.
Eine Standardmaßnahme für Verkehrsbauwerke, die von der BImA besonders auf erhaltene Bunker als Absturzsicherung angewandt wurde. o
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Stahlgeländer (rostbraun, Rundstahl, modular, auf Betonfundamenten außerhalb) - Teuer - Nachhaltig, sehr haltbar und langlebig.
- Einigermaßen reparabel.
- Macht auf eine versteckte Gefahr aufmerksam oder trennt das sichere von dem unsicheren Terrain.
- Führt zu einer verlässlichen Abschirmung zwischen Weg und Ruine,  (jedoch nicht gegen ein "unterdurch schlüpfen"), lässt aber den Zugang für Mensch und Tier zu.
- Ästhetisch ansprechend, passend zum Denkmalcharakter.
Die Standardmaßnahme der Stiftung "Grüner Wall im Westen – Mahnmal ehemaliger Westwall" in RLP, die dort mit Erfolg sehr oft angewandt wird. Diese werden bewusst nur zur Abschirmung angewandt und nicht als Absturzsicherung. o
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Erklärendes Warnschild - Wenn ungeschickt platziert, kann es anziehend wirken. - Klärt auf zu Gefahren und stellt Verbote klar, die aus Denkmal- und Naturschutz hervorgehen. Eine Standardmaßnahme der Stiftung "Grüner Wall im Westen – Mahnmal ehemaliger Westwall" in RLP, in der Regel zusätzlich zum Stahlgeländer. o
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Baustahlmatten - Eine feste Anbringung ist nicht immer möglich.
- Nicht immer immun vor Vandalismus.
- Braucht Monitoring.
- Schwer sichtbar und glatt, wenn waagerecht angebracht und über die Zeit von Blättern verdeckt.

- Bietet eine gute und nachhaltige Sicherung von Spalten und Löchern.
- Auch für einspülende, übererdete Ruinen anwendbar.
- Auch in Kombination mit einem Stahlgeländer anwendbar, wenn damit versteckte Gefahren entschärft werden.
- Ökologisch verträglich, weil wenn geschickt angebracht, der Zugang für Kleintiere möglich bleibt.

 Eine Standardmaßnahme der Stiftung "Grüner Wall im Westen – Mahnmal ehemaliger Westwall" in RLP, oft zusätzlich zum Stahlgeländer. Es hat sich bewährt, mehrere Matten versetzt übereinander zu legen, ggf. mit unterschiedlichen Rastermaßen.  o
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Stahlseile/Drahtseile (dünn) - Muss deutlich platziert sein, sonst könnte das Seil übersehen werden.
- Wahrscheinlich wenig rechtssicher.
- Nicht geeignet zur Absicherung von ernsthaften Gefahrenstellen.

- Billig und haltbar.
- Nützlich als Annäherungshindernis und zur Publikumslenkung.
- Kann in Kombination mit Anpflanzungen genutzt werden.
- Funktioniert in der Praxis gut, auch wenn keinem DIN-Standard entsprechend.

Kommt im Museumsbereich öfters vor. o
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Stahlseile (sehr dick)

- Nicht denkmalgerecht.
- Teuer
- Wahrscheinlich wenig rechtssicher.
- Nicht geeignet zur Absicherung von ernsthaften Gefahrenstellen.

- Sehr haltbar und praktisch unzerstörbar.
- Nützlich als Annäherungshindernis und zur Publikumslenkung.
- Lässt Zugang trotzdem zu.
- Funktioniert in der Praxis gut, auch wenn keinem DIN-Standard entsprechend.

Wurde 2016 von der BImA experimentell für einen Geschützbunker in der Hardtwaldbatterie angebracht, der seitdem wie ein Boxring aussieht. o
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